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Ludwig Mies van der Rohe gehört zu den bedeutendsten Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Barcelona-Pavillon (1929), die Villa Tugendhat in Brno (1930), das Seagram Building in N.Y. (1958) – und nicht zuletzt die Neue Nationalgalerie in Berlin (1967) zählen zu den unbestrittenen Ikonen der Architektur der Moderne. Über den öffentlich sichtbaren Baumeister Mies weiß man vieles, über seine Familie und seine Frauen dagegen nur wenig. Sabine Gisigers hybrider Dokumentarfilm „The Mies van der Rohes“ will das ändern. Er erzählt, wie es in der Ankündigung heißt, „eine aufwühlende Familiengeschichte und entwirft mit unveröffentlichten Filmen, Bildern und Dokumenten ein Sittengemälde der Moderne – aus weiblicher Perspektive“. Unter der Mitwirkung von Schauspieler*innen wie Katharina Thalbach, Anna Thalbach, Rebekka Burckhardt und Ingo Ospelt blickt die Regisseurin zurück in eine Zeit, in „der Traum und Traumata so nahe beieinanderliegen“ und „nahezu alle Möglichkeiten der modernen Existenz durchgespielt“ werden.

Die Fragen „Wie leben, wie lieben?“, heißt es, stellten sich für Frauen anders. Auch die Frauen um Ludwig Mies van der Rohe – seine Frau Ada, seine drei Töchter Georgia, Marianne und Waltraut und seine Partnerin Lilly Reich – ergreifen die Chancen einer sich rapide verändernden Welt, erleben aber, wie alte Muster sie einschränken. Als Mies 1938 in die USA emigriert, „kämpfen sie sich, auf sich alleine gestellt, durch die Barbarei der Nazizeit und des Krieges. Ihr Leben bleibt vom abwesenden Mann, Vater und Geliebten bestimmt.“

Georgia van der Rohe zum Beispiel, 1914 als Dorothea Mies in Berlin geboren, wuchs im Bauhaus-Umkreis von Walter Gropius, Lyonel Feininger, Paul Klee, Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky auf, besuchte das Tanzinternat von Isadora Duncan und startete ihre künstlerische Karriere in den 1930er-Jahren als Tänzerin bei der Künstlerin Mary Wigman. Die Mutter Ada war ebenfalls Tänzerin. Von inneren Krisen gezeichnet, gibt sie alles, um Georgia und ihre Schwestern Manna und Traudel liebevoll und fortschrittlich zu erziehen. Und sie erträgt, dass Mies van der Rohe mit der Designerin Lilly Reich eine Arbeits- und Lebenspartnerschaft eingeht. Der Film ist derzeit in Schweizer Kinos zu sehen.


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