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Bernhard Osann ist Diplom-Absolvent der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und seit 2016 freiberuflicher Industriedesigner. Für seine Arbeiten – darunter minimalistisch gestaltete Leuchten und Regale – wurde er als einer von 5 Finalisten für die dotierte Auszeichnung „German Design Award Newcomer 2020“ ausgewählt.

Wir haben Bernhard Osann Fragen zu seiner filigran anmutenden Leuchte BIRD gestellt, die sich durch ihre exakte Konstruktion in ständiger Balance befindet.


Herr Osann, Ihre Arbeiten verbinden eine minimalistische Gestaltung mit innovativen Elementen, wie zum Beispiel Ihre Leuchte BIRD. Stellen Sie Ihr Projekt bitte kurz vor.

Die Leuchte wird frei an der Kante eines Tisches, eines Sideboards oder Ähnlichem platziert. Wird sie bewegt, kehrt sie nach kurzem Pendeln immer wieder in die horizontale Position zurück. Zwei Gewichte aus massivem Messing bringen sie dazu, auf einem Punkt zu balancieren. Sie benötigt also weder einen Sockel noch eine mechanische Befestigung.

Diese Innovation ermöglicht es erst, derart minimalistisch zu gestalten. Gleichzeitig reduziere ich die Konstruktion mithilfe der LED-Technologie auf wenige Linien. Die minimalistische Gestaltung rückt wiederum die innovativen Gestaltungselemente in den Fokus und der Blick wird frei für die wesentliche Funktion einer Leuchte: Licht spenden und es flexibel positionieren.

Wieso verfolgen Sie einen solchen Gestaltungsansatz?

Mich reizt es, Objekte zu hinterfragen, indem ich spielerisch Elemente eines Objektes weglasse oder Material reduziere.

Verzichte ich beispielsweise auf den Sockel, muss ich reagieren, um die Funktion zu gewährleisten. Das bedeutete bei BIRD konkret, dass ich einen anderen Weg finden musste, um die Leuchte zum Stehen zu bringen. Gelingt das, entsteht etwas Unerwartetes. Ich begreife die radikale Vereinfachung als einen Prozess, an dessen Ende die Essenz eines Objektes steht und in dessen Verlauf Neues entstehen kann.

Die Leuchte BIRD © Cube Photo Production

Vereinfachung auf die Spitze zu treiben bedeutet für mich: Materialaufwand minimieren und gleichzeitig Schönheit in Einfachheit finden.

Welche aktuelle Relevanz hat Ihr Gestaltungsansatz in Ihren Augen?

Überfluss und Schnelllebigkeit setze ich ein zeitloses Design entgegen, das auf das Wesentliche reduziert ist. Wenn ich diese Klarheit mit Leichtigkeit und Dynamik kombiniere, bricht die Strenge der geometrisch, graphisch anmutenden Konstruktion auf und etwas Spielerisches entsteht.

Die Vereinfachung auf die Spitze zu treiben bedeutet für mich: Materialaufwand minimieren und gleichzeitig Schönheit in Einfachheit finden. Gutes Design und Nachhaltigkeit sind eng miteinander verknüpft. Denn nur was lange gefällt, wird lange genutzt.


Bernhard Osann wurde am 10. Januar 1979 in Augsburg geboren. Bevor er in Hamburg Industriedesign studierte, machte er an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen eine Ausbildung zum Tischler, die er im Jahr 2000 als Geselle beendete. Nach einigen freiberuflichen Jahren als Tischler absolvierte Osann 2005 die Wilhelm Wagenfeld Schule in Bremen, Fachbereich Bildhauerei.

Im Jahr 2008 ging er nach Hamburg an die Hochschule für bildende Künste und machte dort 2016 sein Diplom. Seit 2016 arbeitet Bernhard Osann freiberuflich als Industriedesigner. Seine bisher wichtigsten Arbeiten entstanden im Bereich Interior Design, darunter das Wandregal WATN BLECH für Moormann aus dem Jahr 2013 sowie verschiedene Leuchten für Nemo Lighting wie BIRD (2018), FRAME (2019) oder UNTITLED (2010/2019).

www.b-osann.com

German Design Award Newcomer Finalist 2020


Beitragsbild: © Martin Diepold/Grand Visions

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