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Maximilian Goßler schloss sein Industrial Design-Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart ab. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich seit 2015 mit Anwendungsmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI). Für seine zukunftsorientierten Ansätze wurde er als einer von 5 Finalisten für die dotierte Auszeichnung „German Design Award Newcomer 2020“ ausgewählt.

Wir haben Maximilian Goßler 3 Fragen zu seinem Projekt Creativity of the Machine gestellt, das sich mit der Gestaltungsfähigkeit von Maschinen mittels KI befasst.


Herr Goßler, Ihr Projekt Creativity of the Machine verknüpft die Themen Gestaltung und Künstliche Intelligenz. Stellen Sie Ihr Projekt bitte kurz vor.

Der Ursprung dieses Projekts war die Neugier darauf, ob eine Maschine Dinge generieren kann, denen ein Mensch einen kreativen Ursprung attestieren würde. Ich stellte mir die provokante Frage, ob eine Maschine in einem so menschlichen und emotionalen Feld wie der Kreativität genauso gut sein kann wie der Mensch. Um diesem Sachverhalt aus der Perspektive eines Industriedesigners nachzugehen, wurde mithilfe eines künstlichen neuronalen Netzwerks eine Maschine erzeugt, die eigenständige und einzigartige Entwürfe von einem der meistentworfenen Objekte des Produktdesigns gestalten konnte: einem Stuhl.

Wieso befassen Sie sich mit diesem Thema? Welche aktuelle Relevanz hat es in Ihren Augen?

Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasend schnell und keiner kann heute vorhersagen, was dank ihrer in einigen Jahren alles möglich sein wird. Eine große Herausforderung der Zukunft wird sein, die KI reflektiert und transparent einzusetzen. Doch damit unsere Zukunft dank KI eine bessere wird, müssen wir heute die Entwicklungen leiten und Wünsche äußern.

Durch meine Arbeiten möchte ich die Fähigkeiten aber auch Grenzen der KI aufzeigen, damit die Menschen heute schon mitsprechen und formulieren, wie sie sich eine Zukunft vorstellen, die davon geprägt ist, dass solche Maschinen ganz selbstverständlich eingesetzt werden.

Stuhlentwürfe einer KI © Maximilian Goßler

Damit unsere Zukunft dank KI eine bessere wird, müssen wir heute die Entwicklungen leiten.

Was ist das Besondere an Ihrem Projekt? Wie hoch schätzen Sie Innovationsgrad und Nutzwert ein?

Obwohl diese Maschine ohne physikalisches oder material-technisches Wissen arbeitet, entstehen Objekte, die deutlich als Stühle erkennbar sind. Auch wenn einige der Entwürfe nur ein Bein, Löcher im Sitz oder keine Rückenlehne haben, können sie immer zweifelsfrei als Stühle identifiziert werden. Was die entworfenen Objekte jedoch so spannend macht, ist gerade eben ihre Unvollkommenheit und Grobschlächtigkeit. Diese maschinelle Naivität bezüglich des Aussehens eines Stuhls, ist auf ihre ganz eigene Art sehr inspirierend.

Da die Maschine nicht – oder nur schwer – beurteilen kann, ob ein Stuhl bequem oder ansprechend ist, ist sie als eigenständiger Gestalter vollkommen ungeeignet. Doch sie könnte zusammen mit einem menschlichen Designer zu ganz neuen innovativen Entwürfen führen, die nicht durch die menschliche Vorstellungskraft begrenzt sind und dadurch bisher ungeahnte Lösungswege aufzeigen.


Maximilian Goßler schloss 2019 sein Industrial Design-Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart mit dem Diplom ab. Seit 2015 beschäftigt er sich in seinen Projekten intensiver mit Maschinen und Systemen der künstlichen Intelligenz (KI).

Ein besonderes Augenmerk legt er hierbei auf die Fähigkeiten, aber auch Grenzen von künstlicher Intelligenz und versucht, durch seine Arbeit zu erörtern, auf welche Art sich unsere Zukunft durch die Allgegenwart von KI ändern könnte und ändern sollte. Seit 2019 arbeitet Maximilian Goßler freiberuflich als Industriedesigner. Seine Projekte wurden bereits bei Ausstellungen in Mailand und Berlin präsentiert.

www.maxgossler.com

German Design Award Newcomer Finalist 2020


Beitragsbild: © Martin Diepold/Grand Visions

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