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Farzad Adibi, Roar of Silent / Khorosh E Khamosh / A Glimps on Farzad Adibi‘s Graphic Art Works, 2007, © Farzad Adibi
Karten der Revolution, kuratiert, zusammengestellt und übersetzt von Alexander Cyrus Poulikakos, Niloofar Rasooli und einem:r anonymen Mitarbeiter:in.
Die Schöpfer der Inhalte bleiben im Iran anonym, Dezember 2022, © Alexander Cyrus Poulikakos, Niloofar Rasooli

Nachrichten aus der Islamischen Republik Iran handeln hierzulande meist von politischen Protesten und deren Niederschlagung, von Urananreicherung, Atomabkommen und westlichen Sanktionen. Über Design aus Iran ist in Mitteleuropa eher selten etwas zu erfahren. Nun präsentiert die Ausstellung „Visuelle Poesie – Zeitgenössische Plakate aus dem Iran“ im Zürcher Museum für Gestaltung vom 21. Juli bis zum  29. Oktober im Toni-Areal aktuelles iranisches Grafikdesign. Aufgezeigt werden soll, wie Gestalter*innen eine unorthodoxe Interpretation des persischen Kulturerbes mit zeitgenössischen Tendenzen im internationalen Grafikdesign verbinden.

Das aktuelle iranischen Grafikdesigns ist relativ jung. Die ersten Gestalter*innen erfuhren in den 1960er Jahren eine freie künstlerische Ausbildung. Die politische und wirtschaftliche Öffnung des Landes zum Westen förderte auch den globalen kulturellen Austausch. Die Ausrufung der Islamischen Republik 1979 markierte dann einen Bruch, der durch den Ersten Golfkrieg noch verstärkt wurde. Ende der 1980er Jahre knüpfte eine neue Generation von Designer*innen an das grafische Erbe der Vorkriegszeit an, und um die Jahrtausendwende eroberte das iranische Plakat dann internationale Festivals und erregte in der westlichen Community großes Aufsehen.

So vielseitig die gestalterischen Ansätze auch seien, stets manifestiere sich darin „die Suche nach einer Verschmelzung von Historie und Zeitgenossenschaft, eigener Tradition und westlicher Inspiration, Kunst und Alltagskultur“, schreiben die Kurator*innen. Im künstlerischen Selbstverständnis iranischer Grafiker*innen spiele Kultur eine wichtige Rolle: „Während das Stadtbild von kommerziellen Werbeflächen und Staatspropaganda geprägt ist, hängen Kulturplakate in geschützten Innenräumen und sprechen gezielt ein kulturinteressiertes, gebildetes Publikum an. Farbigkeit, Kalligrafie und grafische Sprache der Plakate verraten häufig, ob das eigene Kulturerbe im Fokus steht oder zeitgenössisches, urbanes Kunstschaffen verhandelt wird.“

Die „häufig symbolisch verschlüsselte, poetische Bildsprache“ der Plakate, so die Ankündigung, „durchbricht kulturelle und politische Einschränkungen des Systems. Manche Plakate scheinen gängige westliche Vorstellungen islamischer Ästhetik zu bestätigen, während andere diese radikal unterlaufen und unseren Blick irritieren und überraschen. Sie sind immer auch als ein Medium zu verstehen, das sich der Definitionsmacht des Regimes über das eigene Erbe widersetzt.“ Auch die gegenwärtige Situation im Iran mit andauernden Protesten gegen ein zutiefst repressives Regime wird im Medium Plakat beleuchtet. Die Sammlung des Museums für Gestaltung Zürich verfügt über einen bedeutenden Bestand an iranischen Plakaten, der jüngst um rund 200 Arbeiten aus den letzten 20 Jahren bereichert wurde.


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