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Die Gesellschaft verändert sich, wir entwickeln neue Ansprüche an die Objekte unseres Alltags, an unsere Lebensumwelt, an Services und Erlebniswelten. Wie prägen diese Anforderungen, neue Technologien und Umweltbedingungen den Designprozess? Wir haben mit Experten und Fachjuroren des German Design Award über Design im 21. Jahrhundert gesprochen.


Hartmut Raiser, Professor für Innenarchitektur, Hochschule Darmstadt | RAISERLOPES Architekten/Innenarchitekten

(Titelbild, rechts)

Fridays for Future is everywhere – deshalb sollten wir auch ein „Design for the Future“ berücksichtigen. Wir müssen die Materialien, die verbaut werden, besonders beachten: Sind sie regional erhältlich, handelt es sich um nachwachsende Rohstoffe? Kann ich die Stoffe hinterher recyceln oder modifizieren? Wie langlebig sind die Produkte und brauche ich sie wirklich? Ich glaube diese Fragen werden in Zukunft wichtiger sein, als für einen Trend zu arbeiten.


Links nach rechts: Gemma Riberti, Jutta Werner, Nina Bruun © Daniel Banner

Gemma Riberti, Director WGSN Lifestyle & Interiors

Gutes Design muss heute einen verantwortungsbewussten Ansatz verfolgen, der den Produktionsprozess, die Materialverwertung sowie die Entsorgung berücksichtigt. Doch auch die Digitalisierung ist ein treibender Faktor, zum Beispiel bei smarten Designlösungen, die simpel und intuitiv sind. Design kann somit High-Tech und Low-Tech zugleich und für jeden Nutzer selbsterklärend sein. Die Implementierung von Design wird außerdem immer mehr multisensorische Designprodukte hervorbringen, beispielsweise durch die Einbindung von Gerüchen.

Jutta Werner, Designerin und CEO NOMAD

Design im 21. Jahrhundert ist die Auseinandersetzung mit Dingen, die uns Menschen schon immer betreffen, jedoch vor der Herausforderung neuer Lebensbedingungen wie der Ressourcenknappheit oder der rasanten Entwicklung neuer Technologien. Der 3D-Druck wird uns beispielsweise vor die Frage stellen, ob es in Zukunft reichen wird, einfach Daten zu verschicken und jeder druckt sich das Endprodukt zuhause aus. Momentan herrscht eine echte Goldgräberstimmung, in der versucht wird auszuloten, was ist utopisch und was ist relevant für den Markt und die Designentwicklung – eine spannende Zeit.

Nina Bruun, Designerin und Gründerin Nina Bruun Creative Consultancy

Im Gestaltungsprozess steht zunehmend der Umweltgedanke im Fokus: Wähle dein Material mit Bedacht, nutze nicht zu viele Ressourcen, nutze sie sinnvoll und schonend, produziere möglichst wenig Abfall. Diese Nachhaltigkeitsaspekte werden immer wichtiger. Auch die Qualität spielt dabei natürlich eine Rolle, denn Produkte sollten für eine möglichst lange Zeit genutzt werden können.


Moritz Putzier, Mitte © Daniel Banner

Moritz Putzier, Designer und Gründer Studio Moritz Putzier

Die Herausforderung im Designbereich wird zunehmend die Frage sein: Ist es nicht irgendwann genug? Brauchen wir das jetzt wirklich noch? Gleichzeitig ist das für mich als Designer der Knackpunkt: Ich kann beweisen, dass gutes Design den Unterschied macht und kann aufzeigen, welche Wege es gibt, um optimale Lösungen zu gestalten.


Björn Sorge © Daniel Banner

Björn Sorge, Vice President Experience Design ProSiebenSat.1 Digital GmbH

Design hat schon immer die Aufgabe, sich mit den Problemen der Menschen auseinanderzusetzen. Der Anspruch muss deshalb weiterhin sein, dass der Designer – vor dem Hintergrund seiner Erfahrung – auf die Bedürfnisse des Kunden eingeht. In Zeiten der Künstlichen Intelligenz muss er sich außerdem stark mit Daten und ihrer Darstellung  befassen: Woher kommen die Daten und wie vermittele ich sie? Sonst entsteht ein technologischer Einheitsbrei.


Georg Ruhrmann (hinten) © Daniel Banner

Georg Ruhrmann, Stellvertretender Leiter des DESIGNSTUDIO der EDAG Engineering GmbH

Die Elektromobilität wird massiven Einfluss auf das Fahrzeugdesign nehmen, im Außenbereich allein dadurch, dass man beispielsweise keinen Grill und keine Lüftung mehr braucht. Die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens wird das Interieur stark verändern, von drehbaren Sitzen bis zu faltbaren Lenkrädern. Hier gibt es bereits viele starke Konzepte, die noch weit davon entfernt sind, Realität zu werden. Sie geben aber einen Ausblick darauf, was mit Level 5 – vollautonomem Fahren – alles möglich sein kann. Hier zeigt sich: Der Mensch ist und bleibt Kreativfaktor Nummer 1.

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