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Hans Leistikow
© Dommuseum Frankfurt, Gestaltung: Claudia Leffringhausen

Vor siebzig Jahren entstanden die modernen Fenster des Frankfurter Kaiserdoms. Dabei wird zumeist übersehen, dass ihr Schöpfer, Hans Leistikow (1892 bis 1962), in den 1920er-Jahren der wichtigste Graphiker des Neuen Frankfurt war. Ernst May, damals Stadtbaurat in Frankfurt am Main, hatte Leistikow 1925 zum Leiter des grafischen Büros der Stadtverwaltung berufen. In dieser Funktion gestaltete er bis 1930 sämtliche städtischen Drucksachen im Stil der Neuen Sachlichkeit. Ein Beispiel: Damals viel beachtet und von Traditionalisten kritisiert wurde das von Leistikow entworfene Frankfurter Stadtwappen, das 1936 von den Nationalsozialisten wieder abgeschafft wurde. 

Eine Ausstellung im Frankfurter Dom Museum nimmt die Geschichte seiner Domfenster nun zum Anlass, den zu Unrecht fast vergessenen Leistikow wieder- oder ganz neu zu entdecken. Unter dem Titel „Zurück in die Moderne“ zeichnet die Schau im Kreuzgang von St. Bartholomäus und gegenüber im Haus am Dom noch bis zum 15. Januar 2023 Leben und Werk des bedeutenden Gestalters und Lehrers nach. Zahlreiche Arbeiten aus dem künstlerischen Nachlass, öffentlichen und privaten Sammlungen belegen die enorme Vielfalt von Leistikows Schaffen und seine vielseitige Produktivität. Er wird als Grafiker und Designer ebenso wie als Illustrator und Lehrer an der Kasseler Werkakademie präsentiert. 

Besonderes Augenmerk richtet die Schau auf den Glaskünstler, als der Leistikow vor allem in den 1950er-Jahren in Erscheinung trat, nicht nur mit den Grisaillefenstern im Frankfurter Kaiserdom, sondern auch in Offenbach, Kassel, im Frankfurter Osten und im Gallusviertel. Zu sehen ist auch eine Serie von Fotografien, die die Künstlerin Laura J. Padgett zwischen 2019 und 2021 auf den Spuren Leistikows in der Frankfurter Westendsynagoge aufgenommen hat. „Regenerating Permanence“ vergegenwärtigt die in das Gebäude eingeschriebene Geschichte: 1910 eröffnet, erlebte die Synagoge ihre Zerstörung in der Zeit des Nationalsozialismus, danach Wiederaufbau und Rekonstruktion. Ausgewählte Motive der Serie machen die Gegenwart all dieser Phasen sichtbar. Zu der Ausstellung erscheint, herausgegeben von Bettina Schmitt und Rosemarie Wesp, die Begleitpublikation „Hans Leistikow (1892-1962) – Zurück in die Moderne“. 


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