„There’s nothing comic about Dyslexia“, frei übersetzt: „Comic Sans“ ist ein Witz, Legasthenie nicht – so nennt der Betroffenenverband „Dyslexia Scotland“ seine neue Kampagne, die nicht nur Aufmerksamkeit auf sein Anliegen lenken soll, sondern vor allem Designerinnen und Designer zur Entwicklung lesefreundlicher und integrativer neuer Schriften anregen möchte.
Die im Betriebssystem Windows mitgelieferte und in der Alltagswelt verbreitete Schrift „Comic Sans“ wird in Gestaltungskreisen gerne belächelt. Andererseits wird dieser Schrift nachgesagt (und ihre Anwendung manchmal damit begründet), sie würde Menschen mit Legasthenie, also Lese- und Rechtschreibstörung, das Aufnehmen geschriebener Information erleichtern. Belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse dazu gibt es allerdings kaum: Eine der wenigen Studien zum Thema stellte zwar signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Schriftarten fest, doch ausgerechnet die „Comic Sans“ gehörte nicht zu den untersuchten Schriften.
Dass der schottische Verband diese populäre Kontroverse aufgreift, ist also nicht als Werbung für den Einsatz von „Comic Sans“ zu verstehen: „Menschen mit Legasthenie können durch die Gestaltung schriftlicher Informationen ausgeschlossen werden. Besseres Design ist der Schlüssel für zugänglichere Texte. Unsere Kampagne zielt genau darauf ab und möchte Designerinnen und Designern die Möglichkeit geben, einer Legasthenie-freundlicheren Denkweise den Weg zu bereiten“, schreibt Katie Carmichael, Mitarbeiterin bei Dyslexia Scotland, auf der Kampagnen-Website und fordert die Schriftgestaltenden vielmehr dazu auf, eigene neue und integrative Schriftdesigns zu entwickeln. Der dazu angebotene Font Guide ist dafür sicherlich ein sinnvolles Hilfsmittel – und wenn er nur bewirkt, mehr Bewusstsein für die Problematik zu wecken.
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