Archive sind Teil des kollektiven Gedächtnisses. Sie bewahren und spiegeln nicht nur die Vergangenheit, sie konstituieren auch die Gegenwart und helfen, die Zukunft zu gestalten. „Unsere vermeintliche Identität“, ist im Prolog eines Manifests auf der Seite des „Arabic Design Archive“ zu lesen, „befindet sich in einem ruhenden Zustand. Selbst das Streben nach dem, was sie sein könnte, wurde verdunkelt und vernebelt. Selbst die spärlichen Spuren unserer Geschichte wurden von uns entfernt, zerstückelt, zerkratzt und entsorgt. Die Herausforderung, vor der wir stehen, ist viel größer als je zuvor, und es wird daher auch viel glorreicher sein, wenn wir sie bewältigen. Wieder einmal werden wir gezwungen, mitzuerleben, wie unsere Identität durch den westlichen Blick auf unsere Gesellschaften und Kulturen geformt wird.“ Das Manifest enthält ein Emanzipationsversprechen und fordert dazu auf, die Souveränität über die eigene Geschichte wiederzuerlangen.
Das digitale „Arabic Design Archive“ (ADA) ist eine gemeinnützige Initiative, die grafische Werke von arabischen Designer*innen aus dem 20. Jahrhundert zusammenträgt und sie auf einer Website zugänglich macht. Das Archiv will eine offene Plattform für grafische Objekte bieten und durch Sammeln, Digitalisieren und Ausstellen Wissen über arabisches Design und seine Geschichte generieren. Gegründet wurde das ADA Anfang 2020 von dem ägyptischen Designer, Historiker und Forscher Moe Elhossieny, um die begrenzten historischen Ressourcen zu arabischem Design zugänglich zu machen. Elhossieny konzentrierte sich zunächst auf die Sammlung arabischer Bucheinbände. Seitdem engagieren sich in einem internationalen Team arabische Designer*innen und Forscher*innen in Kairo, Beirut, Jerusalem, Casablanca und Vancouver. Seit 2021 werden Arbeiten aus verschiedenen Sammlungen digitalisiert und restauriert. Die Website kann mit Filtern durchsucht, einzelne Werke können für nicht-kommerzielle Zwecke in hoher Auflösung angefragt werden. Um den Bestand zu vergrößern, können aber auch Werke eingereicht werden. Artikel und Essays informieren zudem über neueste Forschungen und aktuelle Veranstaltungen.
Das Projekt, so ist auf der Website zu lesen, „folgt einem rhizomatischen Konzept der Wissensproduktion, das eine Theorie und Methodik beschreibt, die im Gegensatz zu einem hierarchischen Konzept der Wissensproduktion mehrere, nicht-hierarchische Ein- und Ausstiegspunkte bei der Darstellung und Interpretation von Daten ermöglicht. Eine Haltung, die auf einen dezentralisierten Prozess der Wissensproduktion hinwirkt.“ Gestützt auf eine „Geschichte von unten“ lädt die Gemeinschaft dazu ein, sich an dem Projekt zu beteiligen und Teil davon zu sein.
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