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Plakat Jimi Hendrix: Günther Kieser, PLAKAT Jimi Hendrix Experience Tournee, Lippmann & Rau Concerts, 1969 © Günther Kieser
Günther Kieser, Plakat zur Ausstellung im Bröhan-Museum, 2017 © Günther Kieser
Günther Kieser © filmkunstgrafik

Ob American Folk Blues, Frankfurter Jazzfestival, Berliner Jazzfest oder Berliner Jazztage – für jedes der wichtigen Foren des Jazz in Deutschland hat Günter Kieser das Plakat entworfen. Die Musiker und Bands, auf deren Konzerte er Vorfreude weckte, reichen von Jimi Hendrix und Emerson, Lake und Palmer bis zu Jazz-Größen wie Chick Corea, Oscar Peterson und Coleman Hawkins. Auch für The Doors, The Who, Frank Zappa, Miles Davis und unzählige weitere Weltstars Kieser Plakate gestaltet. Für ihn war das Plakat eine eigene Kunstform, und das sah man seinen Kompositionen stets an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Günther Kieser an der Werkkunstschule Offenbach studiert. Noch während des Studiums wurde er von dem Konzertveranstalter Horst Lippmann engagiert, Plakate und Plattencover zu gestalten. Über die Jahre avancierte Kieser zum prägenden Designer für Jazz und Rock. Nicht wenige seiner Plakate, etwa das mit Jimi Hendrix, dem Kabel aus dem Kopf wachsen, sind bis heute berühmt. Aufwand bei der Produktion scheute Kieser keinen: Für manche seiner Arbeiten ließ er aufwendige Fantasieobjekte bauen. In Anlehnung an Giuseppe Arcimboldo entstand beispielsweise ein Gesicht, das nur aus verbogenen Blechinstrumenten besteht. Arbeiten aus dem gemeinsamen Atelier von Günther Kieser und Hans Michel waren auf der documenta III in Kassel vertreten. Seine Ausstellungen gipfelten 1995 in einer Gesamtschau im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst. Von 1981 bis 1992 war Günther Kieser, der auch Briefmarken für die Deutsche Post gestaltete, Professor für Visuelle Kommunikation an der Bergischen Universität Wuppertal (in der Nachfolge von Willi Fleckhaus).

In seinem in der F.A.Z. erschienenen Nachruf schreibt Stefan Soltek, bis 2021 Leiter des Klingspor-Museums in Offenbach am Main: „Günther Kieser war ein Gestalter von Plakaten, Programmheften und Kunstkatalogen, ein Bildner von frei entworfenen Charakterköpfen (aus bemaltem Styropor), ein Zeichner sämtlicher Figuren von Mozarts ,Don Giovanni‘ (aber nur aus Zeichen der Notenschrift) – was immer er schuf, es war Ausdruck einer tiefverwurzelten Menschlichkeit. Die Mittel dazu bestanden im zeichnerischen Vermögen, insbesondere zur Darstellung der menschlichen Figur, sowie in einer Erfindungskraft, die Kieser für jedweden Anlass zu einer frappierenden Bildidee befähigte.“ Kieser, so Soltek, habe, was „am Ende Plakat war“, stets „aus einer Geisteseingebung und einer experimentierfreudigen Formung von Materialien minutiös erarbeitet. Kreativität, lange vor der Zeit des Computers.“ Was zählte war die Wucht des visuellen Eindrucks: „Die Typographie“, so Soltek, „konnte – am Rand des Lesbaren – klein ausfallen; es war ja das Plakat-Ganze, das sich als Leitmotiv einer Konzertreihe untrüglich ins Auge des Betrachters brannte“.

Wie seine Familie erst jetzt bekanntgegeben hat, ist Günther Kieser bereits am 22. März in Offenbach gestorben, zwei Tage vor seinem 93. Geburtstag.


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