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Der Fachjournalist und Designhistoriker Günter Höhne.
Günter Höhne, Foto: Günter Höhne

Die Erzeugnisse des Designs der DDR erfahren designhistorisch noch immer zu wenig Beachtung und Wertschätzung. Jenseits von Trabi und Robotron werden Geschichte und Qualität der Produkte im Westen oft genug ignoriert. Um dem Vergessen entgegenzuwirken, braucht es kompetente Experten wie Günter Höhne. In Zwickau geboren, feiert er am 18. April seinen achtzigsten Geburtstag. Höhne engagiert sich seit vielen Jahren mit viel Energie für die Hinterlassenschaften des DDR-Designs. Gemeinsam mit seiner Frau, der Kulturwissenschaftlerin Claudia Höhne, hat der Fachjournalist seit 1995 eine private, tausende von Objekten umfassende Sammlung von Original-Zeugnissen der DDR-Designgeschichte aufgebaut. Was historisch relevant erschien, wurde fotografisch dokumentiert und, so sie sich recherchieren ließen, mit Informationen über ihren Ursprung und ihre Geschichte ergänzt. (Die Ergebnisse der Forschungen lassen sich auszugsweise auf der Webseite Industrieform DDR nachlesen.)

Günter Höhne ist auf verschlungenen Wegen zum Design gekommen. Nach einem Studium der Pädagogik arbeitet er zunächst bis 1968 als Lehrer und Schuldirektor, danach als Rundfunkjournalist. Nach einem Journalistik-Fernstudium an der Karl-Marx-Universität in Leipzig, wird er Ende der 1970er-Jahre Literaturredakteur bei der kulturpolitischen Wochenzeitung „Sonntag“. Mitte der 1980er-Jahre holt ihn Staatssekretär Kelm dann an das Amt für industrielle Formgestaltung, wo er von 1984 bis 1989 als Chefredakteur die Design-Fachzeitschrift „form+zweck“ verantwortet. Nach dem Ende der DDR ist Höhne Ressortleiter bei der Tageszeitung „Neue Zeit“ bis zu deren Einstellung 1995. Anschließend betätigt er sich als freier Designpublizist (er schreibt unter anderem für den designreport) – und Sammler von DDR-Design und Nachlässen von DDR-Formgestaltern.

Die zahlreichen Produkte, Entwürfe und Dokumente aus der Sammlung der Höhnes haben über die Jahre immer wieder die Grundlage für zahlreiche eigene Publikationen, Vorträge, Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland gebildet. Inzwischen sind die reichhaltigen Bestände dem Grassi Museum für angewandte Kunst in Leipzig und der Neuen Sammlung in München übereignet worden, wo sie auch künftigen Generationen von Interessierten öffentlich zugänglich gemacht werden. Weitere Objekte kamen als Schenkungen, Dauerleihgaben oder über Ankäufe an eine Reihe von Museen, die das kulturelle Erbe der DDR bewahren. Im Jahr 1993 ist Günter Höhne mit dem erstmals bundesweit verliehenen „Bremer Preis für Designpublizistik“ und 2007 für sein designpublizistisches Lebenswerk mit dem Ehrenpreis des Lilienthal-Designpreises des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet worden. In Kürze erscheint Höhnes neue Publikation „Hinterlassenschaft“, eine Sammlung seiner Texte, die zwischen 1977 und 2022 geschrieben wurden.


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