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In seiner zweiten Ausstellung im Dresdner Blockhaus präsentiert das Archiv der Avantgarden Zukunftsvisionen von Architek*innen, Kollektiven und Gruppierungen – von Paul Scheerbart über Buckminster Fuller und Coop Himmelb(l)au bis in die Gegenwart.

Ausstellung „Welten bauen. Visionäre Architektur im 20. Jahrhundert“ –  Archiv der Avantgarden : Buckminster Fuller beim Marine Corps Helikopterlift einer Geodätischen Kuppel, Orphan’s Hill, North Carolina, USA, 1954 | © The Estate of R. Buckminster Fuller

Wer den Eindruck hat, das Vertraute genüge nicht mehr, der macht sich daran, neue Welten zu entwerfen und zu bauen. Krisen- und Umbruchsituationen, so scheint es, wecken das Bedürfnis nach Veränderung und regen besonders dazu an, grundlegende Fragen der Gegenwart neu zu denken und in der Folge neue und avantgardistische Ideen zu entwickeln. Das Dresdner Archiv der Avantgarden (ADA) präsentiert in seiner zweiten Ausstellung nach dem Einzug in das neu gestaltete Blockhaus unter dem Titel „Welten bauen“ noch bis zum 9. März 2025 eine Auswahl visionärer Projekte, die sich mit dem Verhältnis von Leben und Architektur befassen. Gezeigt werden Werke aus der eigenen Sammlung von 1900 bis in die Gegenwart. Etwa 200 Exponate, darunter Zeichnungen, Modelle, Objekte und Publikationen erzählen, so das ADA, „von einem hoffnungsvollen Fortschrittsglauben oder mahnenden Skeptizismus für das Leben in der Zukunft“. Vorgestellt werden zehn Positionen, darunter sowohl einzelne Architekt*innen als auch Kollektive und lose Gruppierungen.

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Einladungskarte, Haus-Rucker-Co, 1972
Einladungskarte, Haus-Rucker-Co, 1972
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Buckminster Fuller beim Marine Corps Helikopterlift einer Geodätischen Kuppel, Orphan’s Hill, North Carolina, USA, 1954
Buckminster Fuller beim Marine Corps Helikopterlift einer Geodätischen Kuppel, Orphan’s Hill, North Carolina, USA, 1954
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Bruno Taut, Alpine Architektur, Hagen: Folkwang Verlag, 1919. ADA, SKD. Foto: Universitätsbiblitohek Bauhaus-Universität Weimar
Bruno Taut, Alpine Architektur, Hagen: Folkwang Verlag, 1919. ADA, SKD. Foto: Universitätsbiblitohek Bauhaus-Universität Weimar
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Die visionären Architekturkonzepte, die utopischen oder dystopischen Vorstellungen und Ideen von Gebäuden entstanden oftmals in Reaktion auf Krisensituationen und globale Ereignisse, die mit Blick auf die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen aktueller denn je erscheinen. Zu Beginn stehen Visionen des frühen 20. Jahrhunderts von Paul Scheerbart (1863 bis 1915) und Bruno Taut (1880 bis 1938), in denen Aspekte von Natur und Kosmos in die Architektur einfließen. Konzepte von Richard Buckminster Fuller (1895 bis 1983) wie die mobilen Kuppelbauten und der damit verbundenen Mahnung zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, leiten über zu Positionen der Nachkriegszeit: „Im Zuge der Fortschrittseuphorie der 1960er- und 1970er-Jahre, mit der Mondlandung und der Ölkrise als zeitgeschichtlichen Zäsuren“, so heißt es, entstehen „im Umfeld der italienischen ,Architettura Radicale‘ utopische und dystopische Lebensentwürfe gleichermaßen. Ironische Positionen wie von Ettore Sottsass (1917 bis 2007), Haus-Rucker-Co und Coop Himmelb(l)au stehen neben Projekten von Superstudio und Entwürfen von Raimund Abraham (1933 bis 2010), in denen sich kosmische Fantasien mit archaischen Bauformen verbinden. Mit Leonardo Mosso (1926 bis 2020) wird ein Akteur vorgestellt, in dessen Werk die Auseinandersetzung mit der Kybernetik zu einer reduzierten Formensprache findet. Mit den Künstler*innen-Duos Hristina Ivanoska & Yane Calovsky und WIRKUSPRIES setzen sich zwei zeitgenössische Positionen in künstlerischen Beiträgen mit dem architektonischen Vermächtnis zweier Frauen auseinander: Iskra Grabul (1936 bis 2008) und Helena Syrkus (1900 bis 1982). Ergänzend finden verschiedene Veranstaltungen beispielsweise zu Positionen weiblicher Architekt*innen des 20. Jahrhunderts statt, die in der männlich dominierten Kunst- und Kulturrezeption bislang kaum Platz gefunden haben.

Welten bauen. Visionäre Architektur im 20. Jahrhundert

„Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona“ (ADA)

16. Nov. 2024 — 09. März 2025

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