Weltweit können nur wenige Modehäuser auf eine 100-jährige Familientradition zurückblicken wie das St. Galler Unternehmen Akris. Der Name Akris ist eine spielerische Ableitung aus dem Namen Alice Kriemler-Schoch, der Gründerin des Unternehmens und Großmutter der heutigen Eigentümer. Akris-Entwürfe sind stets von einer schlichten Extravaganz geprägt: Mittels klarer Linien und prägnanten Mustern, fühlbaren Stoff-Innovationen und überraschenden Themen pflegt die Marke eine Kultur des sinnlichen Minimalismus. Die zeitlos modernen Entwürfe, so heißt es in der Ankündigung, lebten vom Dialog des Kreativdirektors Albert Kriemler mit Kunst und Architektur, wobei dessen ausgeprägter Sinn für Materialien, Schnitt und Farbe selbst außergewöhnliche Kreationen ganz „selbstverständlich“ wirken lassen. Mit der Ausstellung „Akris. Mode. selbstverständlich“ lädt das Zürcher Museum für Gestaltung vom 12. Mai bis zum 24. September dazu ein, „in die künstlerisch inspirierten Kollektionswelten des Designers Albert Kriemler einzutauchen“. Zudem gewährt die Schau Einblicke ins einzigartige Savoir-faire des Modehauses, in die anspruchsvollen handwerklichen und technischen Prozesse hinter den Kreationen.
Ein Grund für den Erfolg der Marke liegt an der Dialogfreudigkeit Kriemlers mit anderen Kreativen. Im Zentrum der Schau stehen deshalb die künstlerischen Welten, die in den letzten rund zehn Jahren die Kollektionen inspiriert haben. Ob Albert Kriemler sich intensiv mit Kunst, Architektur, Grafik oder Fotografie auseinandersetzt oder direkt durch das Werk einzelner Künstler*innen zu seinen Entwürfen anregen lässt – beides prägt seine Handschrift und ist zu einem Markenzeichen von Akris geworden.
In der Kollektion Frühjahr/Sommer 2021 etwa suchte der Designer den Austausch mit Arbeiten von Imi Knoebel; 2017 war es Carmen Herrera, 2014 die Fotoserien von Thomas Ruff; und 2016 ließ sich Kriemler von der Architektur Sou Fujimotos anregen. Dabei wirkten, so das Museum, die zitierten Werke nie aufgesetzt. Es gehe nicht um die simple Übertragung auf Stoff, sondern darum, Mode bezüglich Haptik, Schnitt, Druck und Erscheinung neu zu denken. So wurden beispielsweise Stoffe entwickelt, die analog zu den Werken Thomas Ruffs einen 3D-Effekt auf federleichte, seidene Regenmäntel bringen, oder um Stickereien, die an die geometrische Gitterstruktur von Fujimotos Serpentine Pavilion erinnern, in der Bewegung aber „eine subtile, feminine Ausstrahlung durch Verarbeitung und Schnitt herbeiführen“.
Die Schau inszeniert zwölf Inspirationswelten und Kollektionen aus den Jahren 2009 bis 2022. Dabei treffen die Kleidungsstücke auf ihr künstlerisches, fotografisches oder filmisches Gegenüber. Annähernd 100 ausgewählte Looks werden vor Originalen des deutschen Malers Reinhard Voigt, vor Steinskulpturen des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay oder Collagen der rumänischen Künstlerin Geta Brătescu präsentiert. Der Zutritt zur Ausstellung erfolgt durch ein Trapez, einer visuellen Metapher für den Buchstaben „A“ in Alice, der Gründerin des Hauses, in Akris oder Albert. Videos und Projektionen ergänzen und kommentieren die Looks und Originalwerke. Da es bei Mode auch immer um das Gefühl beim Tragen und die Stoffhaptik geht, lädt Akris in der Ausstellung dazu ein, in eine Reihe von Kleidungsstücken zu schlüpfen und verschiedene Gewebe und Materialen im wahrsten Sinne des Wortes zu „begreifen“.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
Akris – A Century in Fashion
Selbstverständlich
Lars Müller Publishers
ISBN 978-3-03778-707-6
85 €
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