© Foto: Archiv Yasmeen Lari
Die Auswirkungen der Klimakatastrophe sind weltweit zu spüren. Pakistan zählt zu den am meisten gefährdeten Staaten weltweit und ist überdurchschnittlich stark betroffen. Als im Sommer 2022 ein Drittel des Landes überflutet war, leistete die über 80 Jahre alte Yasmeen Lari unermüdlich architektonische Katastrophenhilfe. Für Lari muss Architektur das Überleben und die Würde des Einzelnen mit dem Schutz des Planeten in Einklang bringen: „Es geht darum“, so die Architektin, „welche Methode die kostenschonendste, sicherste und ökologischste ist, und diese dann massenhaft in Umsetzung zu bringen.“ Angesichts der fortschreitenden Zerstörung des Planeten müsse die Architektur Mitverantwortung übernehmen. Deshalb hat Lari in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihr System der Zero-Carbon-Architektur entwickelt. Es basiert auf lokalen Ökonomien, der Erneuerung historischer Bautraditionen, der Verwendung klimaneutraler Materialien wie Bambus, Kalk und Lehm, sowie auf Trainings im Selbstbau und frauenzentrierten Prozessen. Gemeinsam mit Klimageflüchteten und Landlosen hat Lari zehntausende flut- und erdbebensichere Häuser, sanitäre Infrastrukturen, rauchfreie Herde und Gemeinschaftseinrichtungen errichtet.
Unter dem Titel „Yasmeen Lari – Architektur für die Zukunft“ zeigt das Architekturzentrum Wien noch bis zum 16. August die weltweit erste Ausstellung über die engagierte Architektin. Anhand von unveröffentlichten Fotos, Zeichnungen und Dokumenten aus Laris Archiv wird ihr beeindruckender Weg von der internationalen Moderne zu einer CO2-freien Architektur nachgezeichnet. In England ausgebildet, eröffnete Lari in den 1960er-Jahren ihr Architekturbüro in Karatschi und avancierte zu Pakistans Stararchitektin. Als Pionierin des Brutalismus realisierte sie Häuser für das neue Lebensgefühl der urbanen Mittelschicht, entwarf ikonische Großbauten, aber auch sozialen Wohnbau. Gemeinsam mit ihrem Mann Suhail Zaheer Lari gründete sie die „Heritage Foundation of Pakistan“, um das bauliche Erbe ihres Landes zu erforschen und zu retten, darunter die Weltkulturerbe-Stätten in Makli und Lahore, aber auch Alltagsbauten.
Zur Ausstellung erscheint das Buch „Yasmeen Lari. Architecture for the Future” bei MIT Press mit Beiträgen von Angelika Fitz, Elke Krasny, Marvi Mazhar, Chris Moffat, Helen Thomas, Anila Naeem, Abira Ashfaq, Raquel Rolnik, Anne Karpf, Runa Khan, Cassandra Cozza und Rafia Zakaria.
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