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Koziol stellt Mehrweggeschirr aus biozirkulärem Kunststoff für das Disneyland Paris her.
© Koziol

Verbrauchtes Speiseöl aus Restaurants und Imbissstuben muss üblicherweise über Sammelstellen entsorgt werden und landet meist in Verbrennungsanlagen, wo es thermisch verwertet wird und für Fernwärme sorgt. Die Firma Koziol in Erbach im Odenwald, bekannt als Hersteller von Design-Produkten aus Kunststoff, fertigt hingegen aus dem alten Speiseöl nachhaltiges Essgeschirr. Dafür wird das Altöl zunächst von einer Spezialfirma zu Granulat verarbeitet. Dieses verwandelt Koziol dann in einem aufwendigen Verfahren in Kunststoff. Auf einer Messe in Paris habe die Odenwälder Firma den Chefeinkäufer von Disneyland dermaßen begeistern können, dass es zu einem ganz besonderen Geschäftsabschluss gekommen ist: Seit Januar beliefert Koziol den Vergnügungspark in der französischen Hauptstadt. Vorgesehen seien, so Unternehmenssprecherin Katrin Bode, „einige hunderttausend Teile“. Disneyland ist nicht der einzige Abnehmer des neuen Materials. Eine Kooperation gebe es bereits mit Vytal, einem digitalen Mehrwegsystem zum Abholen von Speisen und Getränken.

Möglich wurde die Kooperation von Disneyland und koziol durch ein neues Gesetz. Seit dem 1. Januar 2023 darf in Frankreichs Gastronomie kein Einweggeschirr mehr verwendet werden. Während in Deutschland eine entsprechende EU-Richtlinie eher zaghaft umgesetzt werde, sei Frankreich da sehr rigoros, sagt Bode. Da Disneyland bislang nur Einweggeschirr ausgegeben habe, sei die nachaltige Lösung aus dem Odenwald für das Unternehmen zur rechten Zeit gekommen. Das Geschirr sei zwar nicht biologisch abbaubar, lasse sich aber nach Ablauf seiner Lebensdauer recyceln. Da für den biozirkulären Kunststoff mit Holzzellulose nur gebrauchtes Öl verwendet wird, werde für seine Herstellung weder fossiles Erdöl gebraucht, noch müsse extra etwas angebaut werden.

Entwickelt wurde das Geschirr in der Zeit der Corona-Pandemie. „Während des ersten Lockdowns haben wir nichts verkauft“, erinnert sich die Sprecherin nach einem Bericht der Hessenschau. „Daran haben wir schon zu knabbern gehabt.“ Deshalb wurde die Entwicklung des neuen Kunststoffs während der Zwangspause vorangetrieben. Mittlerweile sei das Geschäft mit Disneyland für den Betrieb mit derzeit rund 160 Beschäftigten ein wichtiges Standbein geworden. Im Unterschied zu anderen Koziol-Produkten ist das Design der Schalen auf Wunsch des Kunden schlicht gehalten. Damit solle vermieden werden, dass allzu viel Geschirr als Souvenir aus dem Park mitgenommen wird. „Sobald die Micky Maus drauf ist, verschwindet es“, so Geschäftsführer Stephan Koziol. „Wenn die Micky Maus nicht drauf ist, verschwindet es langsamer.“ Komplett vermeiden lasse sich der Schwund aber wohl nicht.


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