In der Kreativwirtschaft haben die Programme aus dem Hause Adobe eine breite Nutzerbasis. Dieselben Anwender von Photoshop, Indesign, Premiere & Co. sind auch die Zielgruppe der jährlichen „Adobe MAX“ Konferenz, die zuletzt vom 10. bis 12. Oktober in Los Angeles stattfand.
Unter der Vielzahl von Vorträgen und Präsentationen erregte eine Veranstaltung besonderes Aufsehen: Christine Dierk, die als Informatikerin und New Media Designerin in den Labors von Adobe forscht, präsentierte ihr „Projekt Primrose“ am eigenen Körper – in Gestalt eines interaktiven Kleides. Schuppenförmige Plättchen auf der Vorderseite dieses Kleides, die zunächst wie konventionelle Pailletten wirkten, entpuppten sich während der Präsentation als digital ansteuerbare Pixel, als textiles Display, um hell-dunkle Muster darzustellen. Noch verblüffender als der Wechsel zwischen verschiedenen statischen Mustern wirkten dynamische und sogar interaktive Muster, die wie eine viskose Flüssigkeit auf die Bewegungen der Trägerin reagierten.
Hinter diesem faszinierenden Showeffekt stecken jüngste Fortschritte bei smarten Materialien. Sie ermöglichen Displays nicht mehr nur auf planen Oberflächen, sondern buchstäblich integriert ins Gewebe des Alltags. Dierk entwickelte ihre „reflektierenden Lichtdiffusor-Module für nicht emittierende flexible Displaysysteme“ mit Hilfe von Flüssigkristallen auf Polymerbasis (PDLC), wie sie zum Beispiel von Merck in Darmstadt produziert werden. Solche elektroaktiven Materialien werden unter anderem in smarten Gläsern eingesetzt, die ihre Transparenz auf Knopfdruck verändern können. Das flexible Material kann in jede beliebige Form geschnitten werden. Es erzeugt kein Licht, sondern streut einfallendes Licht dynamisch und verbraucht daher kaum Strom. Teil des Projekts Primrose war außerdem die Anbindung der Display-Elemente an die Software von Adobe, um nahtlos Inhalte erzeugen zu können: Natürlich auch mit Hilfe der in die Programme integrierten, generativen künstlichen Intelligenz (KI), deren Einsatz auf der Konferenz ebenfalls breit propagiert wurde.
Hat das präsentierte Kleid nun das „Potential, die Modeindustrie zu revolutionieren“, wie Adobe schreibt? Vielleicht, aber ebenso wahrscheinlich, wenn nicht sogar naheliegender ist der Einsatz solcher Technologien in weiteren Bereichen des Designs – vom klassischen Produktdesign über das Automotive Design bis zum Urban Design. Schließlich ließen sich so alle Arten von Oberflächen, ob von Möbeln, Autos oder Gebäuden, in große Displays mit geringem Energieverbrauch verwandeln, adaptiv gestalten oder mit dynamischen Inhalten bespielen.
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