In einer globalisierten Wirtschaft mit unterschiedlichen Märkten, digitaler Kommunikation, grenzüberschreitendem Online-Handel und oft unübersichtlichen Lieferketten ist Produkt- und Markenpiraterie ein lukratives Milliardengeschäft. Was Plagiate angeht, beschränkt sich die Kreativität aufs dreiste Kopieren. Nachweislich werden immer häufiger extrem minderwertige Fälschungen angeboten, die enorme Sicherheitsrisiken bergen. Plagiate und Fälschungen sind, so die seit 1977 bestehende Aktion „Plagiarius“, „also weder ein Kompliment, noch harmlose Kavaliersdelikte. Sie sind rücksichtslos, vernichten Arbeitsplätze und bedeuten Stillstand statt Vielfalt und Fortschritt. Die Schäden, die sie bei Käufern und innovativen Herstellern verursachen, sind massiv“. Dabei seien Fälschungen „das Gegenteil von einem Statussymbol“. Es liege deshalb „in der (Eigen-)Verantwortung jedes Verbrauchers, sich bewusst und mit Begeisterung für das Original zu entscheiden und so den Fälschern die Geschäftsgrundlage zu entziehen“.
Die Auszeichnung sagt nichts darüber aus, ob das nachgemachte Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel der Aktion ist vielmehr, „die fragwürdigen – und teils kriminellen – Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, und Industrie, Politik und Verbraucher bezüglich Ausmaß, Schäden und Risiken des Problems zu sensibilisieren“. Gerade hat die Aktion „Plagiarius“ ihren Negativpreis zum 47. Mal vergeben. Als Plagiarius-Trophäe verliehen wird ein schwarzer Zwerg mit jener goldenen Nase, die sich die ideenlosen Kopisten auf Kosten von Kreativen und innovativen Unternehmen verdienen.
Mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde das modulare Wandregal-System „Link“. Während das von dem Designer Jörg Höltje gestaltete und von seinem Label Studio Hausen vertriebene Original aus Stahlbügeln besteht, in denen Bretter zu schweben scheinen, zeigt der genaue Blick auf das gleiche Regal einer Firma, die sich Deutscher Möbel-Filialist nennt, deutliche Qualitätsunterschiede. Während Höltje FSC-zertifiziertes Massivholz verwendet und die Stahlbügel pulverbeschichtet werden, um Haltbarkeit zu gewährleisten, greift die Billig-Version auf tropisches Mangoholz niederer Qualität zurück und wählt ein Metall, das sich verzieht. Der Möbelfilialist zeigte sich erstaunlicherweise einsichtig: Er habe den Verkauf gestoppt, Restbestände vernichtet und Umsatzzahlen genannt.
Der 2. Preis ging an das Glas „Club No. 6 Superglas 300ml”. Während die „Club Superglas“-Serie von koziol ein Hightech-Material verwendet, das die Eigenschaften von Glas (Transparenz, Brillanz und Lichtbrechung) mit den Vorzügen des Kunststoffes (Unzerbrechlichkeit, Isolierfähigkeit, Leichtigkeit und individuelle Einfärbbarkeit) vereint, zu 100 % recycelbar und zu 100% Made in Germany ist, wurden beim Plagiat Form, Konzept und das exklusive Facettendesign nahezu 1:1 übernommen, wobei eine einfachere Verarbeitungsqualität, eine geringere Standfestigkeit sowie die Kunststoff-typische matte Optik auffallen. Koziol hat sein Design in der EU geschützt. Irreführenderweise wirbt der Nachahmer mit dem Hinweis „patented“. Mit dem 3. Preis ausgezeichnet wurde das Plagiat des „Mercedes-Benz Fahrzeug-Diagnose-Geräts „XENTRY Diagnosis“ für die „On-Board-Diagnose“.
Der Sonderpreis „Identitätsklau“ ging für die Fälschung der Original-Websites www.wika.com / www.wika.cn durch die Fake-Website wika-wika.cn an Chu Chaofeng aus Schanghai. Als „Faulster Serientäter“ ausgezeichnet wurde die Fath GmbH aus Deutschland für Bauteile (Winkel, Verbinder etc.) für Betriebseinrichtungen, Maschinen und Anlagen. Und der Sonderpreis „Fälschung“ wurde für eine gefälschte SD-Karte „Volkswagen Navigation AS (V16)“ vergeben.
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