Kunststoffe sind vielseitig verwendbare und preiswerte Materialien. Lange galt, was umgangssprachlich als „Plastik“ bezeichnet wird, aufgrund seiner Eigenschaften und guten Gestaltbarkeit als fortschrittlich. Inzwischen ist Plastik zum Inbegriff des heutigen linearen Produktions- und Konsummodells geworden, das Ressourcen verschwendet, den Planeten verschmutzt und die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdet. Vor diesem Hintergrund wird Deutschland im internationalen Vergleich oft als Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft herangezogen: Die Erfassungs- und Recyclingquote ist hoch und es existiert ein ausgeklügeltes Pfandsystem für Flaschen.
Wie eine aktuelle Studie des WWF mit dem Titel „Verpackungswende jetzt! So gelingt der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Deutschland“ zeigt, bleibt noch im Bereich Verpackungen immer viel Potenzial für eine echte Kreislaufwirtschaft ungenutzt. Gleichwohl gebe es einen Weg, dies radikal zu verbessern: Heutzutage bestehen immer noch 89% aller Kunststoffverpackungen aus Neumaterial. Mehr als 50% der Verpackungsabfälle werden energetisch verwertet, was einem jährlichen Verbrennungsvolumen von 1,6 Mio. Tonnen im Wert von 3,8 Mrd. Euro entspricht. Von den nicht verbrannten 50% werden 18% exportiert. Weitere 10% werden im offenen Kreislauf recycelt und gehen dem System nach kurzem Nutzungszyklus verloren. Im Ergebnis bedeutet das: Das deutsche Verpackungssystem wird in seiner heutigen Form und Ausrichtung weder dem Pariser Klimaabkommen noch dem europäischen Green Deal oder den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen gerecht.
Aufbauend auf der Arbeit und Methodik von Breaking the Plastic Wave analysiert und quantifiziert die Studie des WWFdie „schon heute zur Verfügung stehenden Hebel im Verpackungssystem und beweist, dass deutlich mehr Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffverpackungen in Deutschland möglich ist“. Abfälle aus Kunststoffverpackungen ließen sich um bis zu 40% reduzieren, ohne Nutzen oder Leistung im Vergleich zu Einwegverpackungen einzubüßen. Statt weiterzumachen wie bisher könnte ein umfänglicher Systemwandel die Verbrennungsrate um 73% und die Nachfrage nach Neuplastik um 64% senken. Bis 2040 könnten somit mehr als 68 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen und 20 Mio. Tonnen Neuplastik eingespart werden. Der Übergang hin zu einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen erfordere allerdings ein grundlegendes Umdenken, „weg von Abfallwirtschaft hin zu einem zirkulären Ressourcenmanagement einschließlich Abfallvermeidung und Ressourcen, die im Kreislauf geführt werden und deren Wert so lange wie möglich erhalten bleibt“. Auch wird klargestellt, dass eine Kreislaufwirtschaft für Verpackungen kein Selbstzweck ist, ein solcher Wandel vielmehr sowohl „sozial und ökologisch wünschenswert als auch wirtschaftlich tragfähig ist“.
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