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Boris Bilinsky, Metropolis, 1927, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Andrzej Bertrandt, Solaris, 1972, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz

Ein Kinofilm braucht ein prägnantes Plakat. Einst gehörten von Hand gemalte Billboards an den Kinos zu den Großstädten wie bunte Neoreklamen. Heutzutage leisten sich nur noch wenige Kinos solche, von besonderen Plakatmalern angefertigte Schautafeln im großen Querformat. Seit es Kino gibt (und trotz Digitalisierung) sind Plakate das zentrale Medium in der visuellen Kommunikation von Film: Sie werben für aktuelle Streifen und bringen das Kino gleichsam auf die Straße. Ein gutes Filmplakat ist Werbung und Kunst zugleich, es übersetzt Film in Grafik, verdichtet die Handlung des Films in einem prägnanten Motiv, fängt  die Atmosphäre des Films ein und stellt Stars und Protagonist*innen vor. Kurz: Es macht neugierig ohne zu viel preiszugeben. Vom 3. November bis zum 3. März 2024 präsentiert die Ausstellung „Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten“ 300 originale Filmplakate von den 1900er- bis zu den 2020er-Jahren aus der Grafikdesign-Sammlung der Berliner Kunstbibliothek und in Zusammenarbeit mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin und der Deutschen Kinemathek.

Laut Ankündigung zeichnet die Ausstellung „eine Geschichte des Filmplakats von 1905 bis heute: von erzählerischen und expressionistischen Lithografien im Stummfilmkino über die weltberühmte moderne Grafik für Neue Filmkunst und Atlas in den 1960er Jahren bis zu aktuellem Design zwischen Papier und Pixel“. Neben deutschen Plakaten sind Arbeiten aus Frankreich, den USA, Polen und weiteren Länder vertreten. Da Plakate und ihre Wirkung viel mit Geschmack und persönlichen Erfahrungen zu tun haben, wurde die Schau kollaborativ kuratiert: 26 Menschen aus der Film- und Kinobranche haben bei der Auswahl der Exponate aus den rund 5.000 Filmplakaten der Sammlung geholfen. Die gemeinsam mit der Berlinale-Direktion nominierten Gäste aus den Bereichen Schauspiel, Regie, Kinobetrieb, Filmwissenschaft, Kunst und Grafikdesign wurden eingeladen, je ein Lieblingsplakat auszusuchen und ihre Wahl in einem Audioguide zu erläutern. Beteiligt sind: Anna Berkenbusch, Christian Bräuer, Carlo Chatrian, Adrian Curry, Thea Ehre, Maryna Er Gorbach, Liv Lisa Fries, Maria Fuchs, Douglas Gordon, Graf Haufen, Ella Lee, Natalie MacMahon, Vasilis Marmatakis, Lemohang Mosese, Maximilian Mundt, Elfi Mikesch, Helke Misselwitz, Ulrike Ottinger, Asli Özge, Kida Khodr Ramadan, Mariette Rissenbeek, Pierre Sanoussi-Bliss, Albrecht Schuch, Simon Spiegel, Verena von Stackelberg und Jasmin Tabatabai.

Die Auswahl reicht von Plakaten zu Klassikern wie „Der Golem“ und Kultfilmen wie „The Rocky Horror Picture Show“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“ bis zu Blockbustern wie „Der weiße Hai“, „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“. Gezeigt werden auch Plakate für Arthouse- und Independent-Filme vom Neorealismo über New Hollywood bis zu Pedro Almodovar. Superstar unter den Exponaten ist „Metropolis“, ein 1927 von Boris Bilinsky entworfenes Plakat im Großformat von 2,20 mal 3 Meter, von dem wohl nur dieses eine Exemplar in einem Museum erhalten ist. Der Rundgang endet mit „Fan Art“, handgemalten Großplakaten von Götz Valien und einem Blick auf heutige Sammelstrategien. Ein „Vorspannkino“ zeigt darüber hinaus Filmintros und Titelsequenzen, die einen gestalterischen Dialog mit Plakaten eingehen. Neben einem vielfältigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm soll ein Symposium am 23. und 24. Februar 2024 das Filmplakat aus zeitgenössischer Perspektive kritisch untersuchen. Zur Ausstellung erscheint eine reich bebilderte Publikation im Sandstein Verlag.


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