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Computer, in welcher Form auch immer, finden sich heute überall. Wo aber kommt das her, was wir gemeinhin als „Computer“ bezeichnen? Der opulent gestaltete Band „The Computer“ aus dem Taschen-Verlag klärt auf.

Rezension von Helge Aszmoneit

Advertisement for the iMac, 1998, © Courtesy of Apple

Wie selbstverständlich umgeben wir uns heute mit sogenannten digitalen Produkten, sei es in Form von Hard- oder Software. Wo aber kommt das, was wir gemeinhin als „Computer“ bezeichnen, her? Was ist eigentlich ein Computer? Der opulente, im Taschen Verlag erschienene, von Jens Müller und Julius Wiedemann herausgegebene Band „The Computer. A history from the 17th century to today“ lässt uns in eben diese Geschichte eintauchen. Gleichwohl – eine einfache Definition ist auch den Autoren nicht möglich, das formulieren sie deutlich; zu komplex ist die Entwicklung, die dieses besondere Produkt durchlaufen hat.

Von den ersten Rechenmaschinen bis zum Smartphone

In 1953, an employee at the NACA Langley Research Center posed for a press photo with manometer tape, containing programming for a Bell computer. © NASA

Dennoch nimmt das Buch seine Leser*innen mit auf eine spannende Reise durch diese Historie – von den ersten Rechenmaschinen aus dem 17. Jahrhundert über faszinierende Automaten und Maschinen, die wie Menschen oder Tiere aussahen, über erste Geräte zur Telefonie, wandfüllende Großrechneranlagen bis zu Spezialanwendungen wie einem Schachcomputer.

Die Reise geht weiter über Bürorechner, den Personal Computer, Spielekonsolen, Anwendungen in der Medizin oder der Musik bis zum Internet und dem mobilen Telefon, das in Gestalt eines Smartphones längst mehr ist als irgendein „Gerät“, mit dem man jemanden anrufen kann. Nachvollzogen werden all diese Entwicklungsschritte mittels einer Vielzahl von Abbildungen der entsprechenden Geräte; viele davon hat selbst der versierte Leser noch nie gesehen.

Mehr als die Geschichte eines Geräts

Nun ist die Geschichte des Computers keineswegs die Geschichte nur eines Gerätes oder besser gesagt: der Hardware. Jede technologische Entwicklung hatte und hat auch immer einen Einfluss auf unseren Alltag, auf die Kultur, in diesem Fall auf Fotografie und Film, auf die Werbung, die visuelle Kommunikation und andere Bereiche mehr. So ist es großartig, dass den Geräten der jeweiligen Zeit auch „Zeugnisse der Auswirkungen“ an die Seite gestellt werden: Zeitschriftencover, Werbeanzeigen, Kinoplakate, Film-Stills, Kunstwerke oder Fotografien aus Unternehmen und Büros, die Männer und Frauen bei der Arbeit am Computer zeigen. Eine Szene aus Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ gehört ebenso in diese Reihe wie ein Cover von 1955 des „Time“-Magazine mit Thomas J. Watson Jr. von IBM auf dem Cover. Eine Anzeige des amerikanischen Unternehmens RCA (Radio Corporation of America) aus dem Jahr 1964 zeigt das Interieur eines Pkw samt Instrumententafel, vollgepackt mit elektronischen Geräten und dem Slogan „How RCA Transistors will run your „Electronic“ Car of Tomorrow“. Auch das legendäre, 1981 von Paul Rand gestaltete Poster für IBM – „Eye Bee M“ – fehlt nicht.

© TASCHEN

Die Reihe lässt sich bis in die Gegenwart fortsetzen – und darin liegt der Charme dieses Buches: Leser*innen, die einige Jahrzehnte der Entwicklung miterlebt haben, werden hier und dort ein Déjà-vu erleben, aber auch bislang nicht bekannte Objekte und Zusammenhänge entdecken. Jüngere haben die Chance, in diese so komplexe Technik- und Kulturgeschichte einzutauchen, zu lernen und sich inspirieren zu lassen. Mit seinen fast 500 Seiten, einer Seitenlänge von 38 Zentimeter und einem Gewicht von gut vier (!) Kilogramm lässt sich der Band nicht einfach „handeln“ oder gar in die Jackentasche stecken. Aber es lohnt sich, ihn genau in Augenschein zu nehmen.

© TASCHEN

The Computer. A History from the 17th Century to Today

Jens Müller, Julius Wiedemann (Hg.)

472 S., geb., 24.6 x 37.2 cm, zahlr. Abb.,
Texte englisch, deutsch, französisch,
Taschen Verlag, Köln 2023
60,00 Euro
taschen.com


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