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Ludwig von Hofmannm Das verlorene Paradies (Adam und Eva), 1893, Öl auf Leinwand, 130 × 195 cm, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Linda Breidert
Constant, Klein Labyr, 1959, Metall, Plexiglas, Holz, Ölfarbe, Kreide, 70 x 35 x 56 cm , Kunstmuseum Den Haag, © VG Bild-Kunst Bonn, 2023, Foto: Tom Haartsen

Ob Individualismus oder Konsumismus, ob Klimawandel, Artensterben oder Digitalisierung – in heutigen Gesellschaften finden diverse Umbrüche statt. Dass Lebensräume, Zusammenhänge und Gewohnheiten bedroht sind, die lange als stabil und sicher galten, prägt unsere Realität. Forderungen nach grundlegenden Veränderungen erscheinen immer drängender. Die Ausstellung „Wir ist Zukunft – Visionen neuer Gemeinschaften“ im Essener Museum Folkwang fragt deshalb vom 24. Nov bis zum 17. März 2024, wie sich scheinbar Unabänderliches neu denken lässt, welches „Wir“ unsere Zukunft sein kann, und welche neuen Formen des Zusammenlebens überhaupt erstrebenswert sind. Untersucht werden sollen, so die Ankündigung, „historische und aktuelle künstlerische Ideen für alternative Formen des Zusammenlebens“, wobei „die Hinwendung zur Natur oder das Vertrauen in technische Innovationen“ die unterschiedlichen Positionen verbinde. Jedes Kapitel der Schau markiere eine historische Bruchlinie. Gezeigt werden 185 Werke aus Malerei, Skulptur, Grafik, Video und Performance. Gipfeln soll die Präsentation in einer eigens für die Ausstellung geschaffenen tempelartigen Installation des Architekten und Künstlers Yussef Agbo-Ola (Olaniyi Studio).

Es beginnt im ausgehenden 19. Jahrhundert, als sich die negativen Folgen der Industrialisierung und Verstädterung bereits deutlich abzeichnen, aber auch Gegenbewegungen und Alternativen entstehen, die auf ein befreites Leben in Harmonie mit der Natur hoffen. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs fordern Bruno Taut und Wenzel Hablik in Entwürfen kristalliner Architektur ein neues Bauen für eine neue Gesellschaft. Taut findet in Karl Ernst Osthaus, dem Gründer des Museum Folkwang, nicht nur einen Unterstützer; die Verbindung wird auch bildungspolitisch fruchtbar und mündet in der Konzeption von Osthaus‘ Herzensprojekt: einer Reformschule. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Werkkomplex „New Babylon“ des niederländischen Künstlers Constant, der von 1956 bis 1974 in Gemälden, Zeichnungen und Modellen eine neue modulare und flexible Lebenswelt entworfen hat. Superstudios gigantische Strukturreform des Planeten, Anna Halprins ritueller „Planetary Dance“, „Afrofuturismus, der Hippie-Modernismus der 1970er und 1980er Jahre und andere Visionen eines alternativen Lebens schließen sich an. Das letzte Kapitel zeigt Werke zeitgenössischer Künstler*innen, die eine neue Verbindung mit der Natur und allen Lebewesen thematisieren und die historischen Positionen mit Fragen der Gegenwart konfrontieren.


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