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Karen Chekerdjian, Iqar, 2003, © Nadim Asfar
MAD Architecture (Marie-Lyne Samaha et Anthony Daher) x Okajian, Strates du temps, 2019, © Caroline Dethier

Der Libanon liegt an der Nahtstelle von Orient und Okzident. Unter dem französischen Mandat (1918 bis 1943) wird Beirut, seit 1920 Hauptstadt des Grosslibanon, nach westlichem Vorbild umstrukturiert, wodurch es sich von den meisten Städten der Levante unterscheidet. Aufgrund eines starken Bevölkerungswachstums entwickelt sich eine Peripherie. Gleichwohl profitiert nur das Stadtzentrum von den umfangreichen Bauarbeiten. In den frühen 2000er-Jahren erlebt das Land, in dem sich die unterschiedlichsten kulturellen Perspektiven mischen, dann einen Aufschwung in allen künstlerischen Bereichen – Design eingeschlossen.

Die Ausstellung Beirut – Zeiten des Designsim mudac in Lausanne will vom 7. April bis zum 6. August 2023 die besondere Konstellation analysieren, in welcher, so die Ankündigung, „wirtschaftlicher und architektonischer Wiederaufbau, soziales Bewusstsein und internationale Entwicklung miteinander verknüpft sind“. Das Design verkörpere dabei den Willen, „sein Schicksal und sein Image selbst zu bestimmen, indem es Objekte und Formen anbietet, die sich des vielfältigen Erbes bewusst und zudem tief in einer komplexen Realität verankert sind“.

Bisher, so das Museum, habe es keine Untersuchung der Geschichte des Designs im Libanon von der Unabhängigkeit des Lands im Jahr 1943 bis heute gegeben. Das ehrgeizige Projekt will diese Lücke nun durch eine umfangreiche Bestandsaufnahme schließen. Betrachtet wird die Entwicklung von den 1940er- bis zu den 1990er-Jahren: Wie entstand das Design im Libanon ? Wer waren die Hauptbeteiligten? Welches sind die bedeutendsten Werke? Nach dem Ende des von 1975 bis 1990 wütenden Bürgerkriegs und der Rückkehr vieler Libanes*innen in ihre Heimat, habe das Design „die geografischen, wirtschaftlichen und kreativen Räume“ zurückerobert. Beirut sei zu einer kreativen Stadt geworden, „in der sich Ateliers, Galerien, Schulen, Architekturbüros niederlassen, aber auch Gaststätten wie Bars und Restaurants eröffnet werden“.

Vorgestellt wird auch das mit Unterstützung der Europäischen Union verwirklichte Projekt „Minjara Tripoli“ (Minjara ist das arabische Wort für Tischlerei). Es sucht das handwerkliche Erbe der Holzverarbeitung im Libanon zu bewahren, will einen innovativen Dialog zwischen traditionellem Handwerk und zeitgenössischem Design anregen und die Holzindustrie in Tripoli fördern. Die Region war einst ein Zentrum für traditionelles libanesisches Mobiliar und Kunsthandwerk, erlebte aber einen Niedergang. Zur Ausstellung erscheint erstmals ein  Nachschlagewerk zum Design im Libanon. Es ist der Geschichte des Designs in Beirut, der Entstehung des zeitgenössischen Designs und dem Minjara-Projekt gewidmet.


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