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Chäser, 2023, Foto: Susanne Staub

Oft wird sie als Nicht-Farbe bezeichnet. Und doch spielt die Farbe Weiß nicht nur in der Malerei, sondern auch in vielen Designbereichen immer wieder eine wichtige Rolle. Eines ist sie auf keinen Fall: eintönig! In der Mode kommt Weiß seit jeher eine besondere Rolle zu. Als „Farbe des Lichts, der Wolken, des Schnees“, so heißt es in der Ankündigung der Ausstellung „100 Shades of White“im Textilmuseum St. Gallen, stehe Weiß „für Freude, Reinheit, Unschuld, für den Neubeginn, den Frieden, die Stille, für die Leere und den Tod. Kaum einer anderen Farbe wird ein ähnlicher Symbolgehalt beigemessen, der sich auch in unseren Kleidungsgewohnheiten spiegelt“. So werde Weiß sowohl bei religiösen Feierlichkeiten wie der Taufe, der Kommunion oder der Hochzeit getragen, komme aber auch bei gesellschaftlichen Anlässen, im Sport oder im Beruf zum Einsatz. Unabhängig von ihrer kulturellen Bedeutung verfügen weiße Stoffe aber auch über außerordentliche ästhetische Qualitäten hinsichtlich Transparenz und Textur sowie über feinste Schattierungen und Nuancen, die Modedesigner*innen und Textilgestalter*innen seit jeher faszinieren. Nicht zu vergessen: Weiße Wäsche ist, vor allem als Unterwäsche, eng mit der Geschichte der Hygiene verbunden.

Vom 3. März bis zum 10. September will „100 Shades of White. Eine Farbe in Mode“ anhand von mehr als 100 Objekten Einblicke in die Mode- und Kulturgeschichte einer „lichten Farbe“ vermitteln, die „mitunter auch schwarze Schatten wirft“. Es sind Kostüme, Accessoires, Modefotografien und Werbeplakate zu sehen, darunter das Tennisdress, das Roger Federer 2008 in Wimbledon getragen hat, oder Unterwäsche aus dem Privatbesitz von Kaiserin Sisi und Kaiser Wilhelm II. Aktuelle Looks in Weiß präsentieren Issey Miyake, Akris und Yannik Zamboni (Maison Blanche). Auch die besondere Bedeutung weißer Textilien für die Ostschweiz (die kunstvoll in Handarbeit gefertigten Weißstickereien, die in Appenzell-Innerrhoden noch bis ins 20. Jahrhundert eine wichtige Einnahmequelle darstellten) wird in den Blick gerückt. Und es wird ein Streifzug durch die „weiße Stadt“ St. Gallen unternommen, deren Aufstieg zum bedeutenden Textilstandort von Anfang an eng mit der Modefarbe Weiß verbunden war. Als Ergänzung zur Ausstellung „100 Shades of White“ ist in der Lounge des Textilmuseums die Installation „GOLD _ Zimmer #0“ der Künstlerin Alessandra Beltrame zu sehen, in der sie die Trennungslinie zwischen dem Gewöhnlichen und dem Unerhörten auslotet.


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