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"Macht! Licht!": Lori Hersberger, Sunset 164, 2006
„Macht! Licht!“: Lori Hersberger, Sunset 164, 2006. © Lori Hersberger Studio, Zürich. Foto: Hans-Georg Gaul, Berlin

Tagtäglich nutzen wir künstliches, zumeist elektrisch erzeugtes Licht, ohne lange darüber nachzudenken. Die Dunkelheit scheint gebannt, Licht immer und überall verfügbar. Wird Licht gebraucht, schalten wir ganz selbstverständlich Glühlampen, LEDs, Leuchtstoffröhren oder Scheinwerfer an und aus. Und doch zählt Licht zu den faszinierendsten Phänomenen der Wissenschaft und der Geistesgeschichte. Mit rund 80 Lichtkunstwerken von 65 international bekannten Künstlerinnen und Künstlern gewährt das Kunstmuseum Wolfsburg noch bis zum 10. Juli unter dem Titel „Macht! Licht!“ nun erstmals einen Einblick in das faszinierende Spektrum von im weiteren Sinne politischer Lichtkunst.

Im Unterschied zu bisherigen Ausstellungen zu Lichtdesign und Lichtkunst, nimmt die von Andreas Beitin und Holger Broeker kuratierte Schau nicht nur die positiven Aspekte des Lichts in den Blick. War Licht von Platons Sonnengleichnis und dem frühen Christentum bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts als Symbol des Göttlichen und der Erkenntnis in der westlichen Welt ausschließlich positiv konnotiert, so hat sich das vor allem mit der allgegenwärtigen Verwendung künstlichen Lichts verändert. Auch wenn, heißt es in der Ankündigung, „unsere gesamte Zivilisation heute ohne elektrisches Licht nicht mehr denkbar ist, wird es trotz technischer Weiterentwicklung und unbestreitbarer Vorteile auch mit Lichtverschmutzung, Artensterben und Energieverschwendung in Verbindung gebracht“. Licht ermögliche einerseits kulturelle Events, biete sozialen Raum und Schutz, könne Menschen, Objekte oder Konsumartikel inszenieren und ihnen dadurch Bedeutung verleihen. Andererseits werde mit dem gezielten Einsatz von elektrischem Licht Macht ausgeübt. Mit künstlichem Licht „kann überwacht, manipuliert, ausgegrenzt oder sogar zerstört werden“.

Ausgehend von ausgewählten Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums Wolfsburg konzentriert sich die Ausstellung dementsprechend auf solche künstlerischen Positionen, bei denen dem Licht bzw. den Lichtkunstwerken im weiteren Sinn politische, soziale, ökologische oder manipulative Aussagen zukommen. Eine körperliche Erfahrung der besonderen Art ist die Dauerbeleuchtung in der „High Security and Isolation Cell No. 2“ (2005) von Gregor Schneider, mit der er auf die Methode der „weißen Folter“ Bezug nimmt, permanent einer Lichtquelle ausgesetzt zu sein. Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche, von Jan Kiesswetter gestaltete Publikation mit Beiträgen von Andreas Beitin, Holger Broeker, Jo Joelson, Annette Krop-Benesch, Christoph Markschies, Julia Otto und Michael Schwarz aus den Bereichen Kunst- und Kulturwissenschaft, Biologie, Theologie und Philosophie.


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