Die Digitalisierung betrifft zahlreiche Bereiche. Sie stellt eingeübtes gesellschaftliches Verhalten in Frage, verändert das alltägliche Leben ebenso wie Produktionsprozesse und Berufsbilder. Völlig offen ist jedoch die Frage, welche Berufe die Digitalisierung als solche gestalten und vorantreiben werden. Während es in etablierten Gestaltungs- und Ingenieurberufen selbstverständlich ist, dass Menschen anspruchsvolle Studiengänge und Ausbildungen durchlaufen, bevor sie in diesen Berufen arbeiten oder Geräte, Maschinen, Gebäude oder Städte gestalten, fehlen für die Digitalisierung eigenständige Berufsbilder und entsprechende Ausbildungsgänge.
Um auf den Mangel aufmerksam zu machen und Schritte zur Verbesserung einzuleiten, haben der Digitalverband Deutschlands (bitkom), der Deutsche Designer Club, die Gesellschaft für Informatik, der Rat für Formgebung und der Verband Deutscher Industriedesigner ein gemeinsames Positionspapier Erfolgreiche Digitalisierung braucht eigenständige Berufsbilder verfasst. Damit Deutschland weiterhin zukunftsfähig bleibe, brauche es einen breiten gesellschaftlichen Dialog. In einem ersten Schritt sollen deshalb Hochschulen, Wirtschaft und Politik dazu eingeladen werden, gemeinsam über die Zukunft der Berufsbilder im Bereich der Digitalisierung zu diskutieren.
Für den Weg ins digitale Zeitalter müssten drei grundlegende Berufsbilder etabliert werden: (1) Digital Design für Gestalterinnen und Gestalter der Digitalisierung. (2) Digital Engineering als eigenständiges Berufsbild und Wissenschaftsfeld zur Konstruktion und Realisierung digitaler Lösungen sowie der Erforschung und Weiterentwicklung systemischen Aspekte des Digitalen. (3) Data Science für Materialkundlerinnen und Materialkundler, die sich mit Daten als zentralem Werkstoff und Material sowie den darin enthaltenen Informationen befassen. Der Bedarf an weiteren Berufsbildern und deren Konturen werde sich mit der Zeit entwickeln. Deutschland könne durch die Etablierung der drei grundlegenden Berufsbilder der Digitalisierung Vorreiter sein, wodurch das Label „Made in Germany“ ins digitale Zeitalter übertragen werde. Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung, betont in seinem Statement zu der Initiative, es gehe „bei der Digitalisierung nicht um einen Gegensatz von Gegenständlichkeit und Nicht-Gegenständlichkeit, sondern um ein Ergänzen und systematisches Verbinden von analoger und digitaler Welt“.
Diese Seite auf Social Media teilen: