Plastikverpackungen im Lebensmittelhandel tragen in erheblichem Maße zur Zunahme von Kunststoffmüll bei. Einerseits schützen die Folien und Boxen Obst und Gemüse vor raschem Verderb; andererseits verschmutzen die Verpackungen Flüsse und Meere und belasten als Mikroplastik die Nahrungskette. Während sich Orangen und Zitronen auch ohne Plastikfolie im heimischen Kühlschrank wochenlang halten, vertragen etwa Gurken die trockene Luft nicht, werden weich und landen womöglich im Abfall. Sind sie in Plastikfolie eingeschweißt, bleiben sie länger knackig.
Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat zusammen mit Lidl Schweiz nun einen Schutz für Obst und Gemüse entwickelt, der auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Forscherinnen und Forscher im Empa-Labor Cellulose & Wood Materials haben im Rahmen des Projekts „Rübli hilft Gurke“ eine Cellulose-Schutzschicht entwickelt, die auf Früchte und Gemüse aufgetragen werden kann und diese bedeutend länger frischhält. Tests haben ergeben, dass mittels des Coatings die Haltbarkeit von Bananen um über eine Woche verlängert und Food-Waste deutlich verringert werden kann. „Das große Ziel ist, dass solche natürlichen Coatings in der Zukunft viele erdölbasierte Verpackungen ersetzen können“, sagt Gustav Nyström, Leiter der Empa-Forschungsabteilung. Eine seit 2019 laufende Vorstudie konnte erfolgreich abgeschlossen und die Hauptstudie gestartet werden.
Das neuartige Coating wird aus Trester (den Resten ausgepresster Frucht- und Gemüseschalen) hergestellt, der zu „fibrillierter Cellulose“ weiterverarbeitet wird. Wurden die Pflanzenrückstände bisher in Biogasanlagen oder direkt auf dem Feld entsorgt, entsteht aus ihnen nun eine Schutzbeschichtung für frische Früchte. Die Cellulose-Schutzschicht werde – je nach Studienergebnissen – entweder auf die Früchte gesprüht oder in einem Tauchbad aufgetragen. Die Beschichtung ist ungiftig, lässt sich leicht abwaschen und kann, da sie für den Verbraucher unbedenklich ist, sogar mitverzehrt werden. Das Potential der Cellulose-Beschichtung sei damit aber noch lange nicht ausgeschöpft, da die Möglichkeit bestehe, sie mit Zusätzen wie Vitaminen, Antioxidanten o. ä. zu versehen. Die Cellulose-Schicht soll in den nächsten zwei Jahren zusammen mit Lidl Schweiz und einem Obst- und Gemüselieferanten getestet und weiter verbessert werden. Ziel ist es, dass die neue Technologie nach der erfolgreichen Hauptstudie in allen über 150 Lidl Filialen in der Schweiz zum Einsatz kommen kann.
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