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Architektur pflegt von jeher einen innigen Austausch mit der sie umgebenen Natur. Drei ausgezeichnete Projekte der ICONIC AWARDS 2023: Innovative Architecture zeigen, wie überzeugend zeitgenössische Hotel- und Wellnessarchitektur sich an Traditionen orientiert und die Landschaft selbst zum Ereignis werden lassen kann.

Von Sofia Wrede

Serlachius Taide Sauna (Kunst Sauna) © Serlachius Art Foundation

Wer tagtäglich in hochverdichteten Städten durch belebte Straßen zur Arbeit, zum Sport, zum Einkaufen oder zurück zur Familie eilt, dem begegnet nur hier und da etwas Grün. Selbst der Blick vom Balkon endet oft genug an der gegenüberliegenden Hauswand. Auch wenn es gute Ansätze gibt, innerstädtisch Verkehr und Lärm zu reduzieren und durch mehr Grünflächen, Parks und Uferpromenaden Orte mit Aufenthaltsqualität zu schaffen – Entspannung und Erholung verspricht vor allem der Aufenthalt in der Natur. Ob am Wochenende oder im Urlaub, ob in den Bergen oder am Meer, Hotels und Wellnessoasen offerieren attraktive Möglichkeiten für eine erholsame Stadtflucht. Der Tapetenwechsel gelingt umso besser, je ansprechender die Architektur gestaltet ist und je naturnäher der Ort, an dem sie sich befindet. Die Hospitality-Branche bietet eine Vielzahl neuer Angebote – vom robusten Baumhaus bis zum extravaganten Eishotel. Drei herausragende Beispiele stellen wir vor.

Sauna und Landschaft

Die Kunstsauna am Serlachius Museum Gösta eröffnet der finnischen Saunakultur eine neue architektonische Dimension, die von einer engen Verbindung von Kunst und Design gekennzeichnet ist. Von dem renommierten Trio Héctor Mendoza, Mara Partida und Boris Bežan aus Barcelona in Zusammenarbeit mit dem finnischen Architekten Pekka Pakkanen entwickelt, ist die Architektur der Sauna eine Hommage an das einzigartige Ambiente des benachbarten Serlachius Museum Gösta. Das Saunagebäude ist subtil in die Landschaft integriert und bildet eine harmonische Einheit mit der umgebenden Natur. Eine horizontale Linie aus Stein und Holz, die die Gebäude-Einheiten optisch miteinander verbindet, unterstreicht die Nähe zum umgebenden Wald auf, während der Sockel aus Beton die Sauna mit Boden und Gestein verknüpft.

Serlachius Taide Sauna (Kunst Sauna) © Serlachius Art Foundation

Saunieren ist ein elementarer Teil der in die finnische Alltagskultur eingebundenen Architektur. In der Kunstsauna des Serlachius Museums haben die Planer dieser Verbindung einen besonderen Akzent gegeben, indem in den Innen- und Außenbereichen Kunstwerke vor allem finnischer Künstler*innen ausgestellt werden. Die Kunstsauna ist nicht nur ein Ort für die Pflege von Körper und Geist, sondern ein sinnliches Erlebnis, das die Verbindung von Mensch, Kunst und Natur zelebriert.

Im Hang verankert

Das „Hotel Saltus“ in der Gemeinde Jenesien, unweit von Bozen, wurde von der Architektin Heike Pohl in seiner südtiroler Umgebung platziert – und doch scheint es, als sei es dem jenesischem Wald entsprungen. Der Baukörper ist in den Hang integriert, ermöglicht so spektakuläre Ausblicke und verankert das Hotel buchstäblich im Boden. Durch die Verwendung regional vorkommender Materialien für den Gebäudekern, die Innenräume und die Fassade lässt die Architektur den Ort und seine Vegetation lebendig werden. Heike Pohl verwendet für die Fassadengestaltung die in der Region heimische Lärche und verleiht dem Gebäude damit einen authentischen, ortsbezogenen Ausdruck.

Im Südtiroler Ort Jenesien treten Gäste des Hotels Saltus in einen wirklich außergewöhnlichen Kontakt mit dem umliegenden Wald und dem Bergpanorama, das ihnen hier zu Füßen liegt. © Saltus GmbH

Architekturgeschichten

Das „Magma Resort & Spa“ auf Santorini ist nicht nur eine architektonische Meisterleistung, sondern eine Verbeugung vor der landwirtschaftlichen Geschichte der griechischen Insel. Das Projekt nimmt die terrassenförmige Topographie der umliegenden Weinberge in seine Architektursprache auf. Die in der Region traditionell verwendeten „Pezoules“ – abgestufte, durch Steinmauern geschützte Weinterrassen – sind für den Weinanbau an den steilen Hängen der Insel unerlässlich. Die Architektur ahmt die Formen der Pezoules nach und fügt die einzelnen Gebäudeeinheiten des Resorts respektvoll in die umliegenden Hügel ein. Die kulturelle Verbindung zwischen Mensch und Umwelt wird spürbar und das Resort schafft einen Raum, in dem die Geschichte der Insel selbst zum integralen Bestandteil des Gästeerlebnisses wird. Es ist nicht nur ein Ort zum Verweilen, sondern eine Ode an die Schönheit der Natur und die kulturelle Fülle Santorinis.

Magma Resort & Spa © PEOPLE

Die in diesem Artikel vorgestellten Projekte gehören zu den Gewinner*innen des ICONIC AWARDS 2023: Innovative Architecture.
Sollten auch Sie spannende und ambitionierte Architekturprojekte umsetzen: Die Anmeldephase für die Awards 2024 beginnt am 26. Februar dieses Jahres.


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