2 Min Lesezeit
„The Bigger Picture: Design – Frauen – Gesellschaft“ im Gewerbemuseum Winterthur
Julia Lohmann. Die deutsche Designerin im Department of Seaweed Studio, als Designerin in Residence im Victoria and Albert Museum, London, 2013, Foto: Petr Krejci

Ob es sich um die Gestaltung von Möbeln, um Mode-, Grafik- oder Industriedesign dreht, Frauen haben maßgeblich zur Entwicklung des modernen Designs beigetragen. Ebenso erfolgreich waren und sind sie als Architektinnen, Unternehmerinnen oder Professorinnen. Das gilt besonders dort, wo neue Gestaltungsbereiche erschlossen werden, in denen Forschung oder neue Technologien im Zentrum stehen, Teamgeist und interdisziplinäres Arbeiten gefragt sind. Das Schaffen von Designerinnen über einen Zeitraum von 120 Jahren macht aktuell die Ausstellung „The Bigger Picture: Design – Frauen – Gesellschaft“ im Gewerbemuseum Winterthur sichtbar. Die Schau, noch bis zum 14. Mai 2023 läuft, basiert zwar auf der Ausstellung „Here We Are! Frauen im Design 1900 – heute“ des Vitra Design Museums, erweitert diese aber um Positionen und Perspektiven aus dem Schweizer Kontext. Gleichzeitig, so das Museum, eröffne sie „mit ausgewählten Arbeiten ein Forum für eine zukunftsgerichtete Diskussion mit Blick auf aktuelle Entwicklungen im Design und den gesellschaftlichen Wandel“.

Auch wenn Frauen im Design und in der Designausbildung heutzutage ganz selbstverständlich präsent, anerkannt und erfolgreich sind, ihre Leistungen wurden lange nicht angemessen beachtet und gewürdigt. Der Blick in die Designgeschichte zeigt, wie sehr stereotype Vorstellungen und Rollenbilder die Perspektive bestimmt haben. Erst heute, lässt das Museum wissen, „rücken weltweit Ausstellungen das gestalterische Werk von Frauen und ihr Wirken ins Rampenlicht und erzählen die Geschichte des Designs anders“. Gleichzeitig arbeiteten Museen ihre eigene Sammlungspraxis kritisch auf, wobei auch nach Genderverhältnis und Diversität, sozialer Gerechtigkeit, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit gefragt werde. „The Bigger Picture“ will dementsprechend nicht nur die Leistungen von Frauen sichtbarer machen und soziale Dimensionen des Gestaltens einbringen, sondern auch ausloten, „wie wir unsere Welt künftig inklusiver und vielfältiger gestalten können“.

Der Bogen ist weit geschlagen. Es beginnt mit „Reform und Revolution 1900 – 1930“, gefolgt von „Pionierinnen der Moderne 1920 – 1950” – u.a. mit Arbeiten von Aino Aalto, Ray Eames, Eileen Gray, Florence Knoll, Charlotte Perriand bis zu Lilly Reich und Flora Steiger-Crawford. In der folgenden Abteilung „In Bewegung 1950 – 2000” sind Gae Aulenti, Rosmarie und Rico Baltensweiler ebenso vertreten wie Susi und Ueli Berger, Cini Boeri, Anna Castelli Ferrieri, Nanna Ditzel und Trix & Robert Haussmann. Auch im letzten Teil „Das große Ganze 2000 – heute“ ist das Spektrum an Designerinnen enorm. Es reicht von Matali Crasset und Ilse Crawford über die Designerinen von Front bis zu Larissa Holaschke vom Gender Salon aus der Schweiz, von Hella Jongerius und Louise Schouwenberg bis zu Patricia Urquiola und Paulina Zybinska.

Ergänzt wird die Schau durch ein Begleitprogramm: So findet am 7. Dezember von 18.30 bis 19.30 Uhr unter dem Titel „Designerin als Forscherin“ ein Talk mit Hella Jongerius in englischer Sprache statt. Und am 19. Januar diskutieren unter der Überschrift „Rollenwechsel: Designer*innen und ihre Arbeitsformen“ zur selben Zeit Therese Naef (CEO Milani Design & Consulting AG), Sandra Kaufmann (Zürcher Hochschule der Künste ZHdK), Monika Gold (Hochschule Luzern) und Meret Ernst (Designkritikerin und Dozentin für Designgeschichte) über „die Wandlung eines Berufsbildes, das im historischen Vergleich diverser geworden ist“. Erörtert werden soll u.a., ob der Rollenwechsel ausreiche, was weniger oder nicht-hierarchisch Arbeitsformen mit Diversität zu tun haben, und welche Arbeitsformen in Zukunft das Design prägen werden. Beide Veranstaltungen können kostenlos besucht werden; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Mehr auf ndion

Entdecken Sie weitere Beiträge zum Thema Design.


Diese Seite auf Social Media teilen:

Print Friendly, PDF & Email