Alte Bauwerke abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, ist aus ökologischer Sicht oft ein Verlustgeschäft, denn viele Baumaterialien lassen sich nicht recyceln. Renovierung, Urban Mining und kreative Weiterverwendung sind deshalb wichtige Mittel für ein ökologisch nachhaltigen Bauwesen.
Von hicklvesting.
Die Frage um die Begriffsbestimmung von „Nachhaltigkeit“ ist zugleich eine Diskussion um gesellschaftliche Werte. Einer dieser Werte ist die Neuheit eines Produkts oder Objekts. Sie wird bis heute per se als eine Auszeichnung verstanden. Diese Vorstellung ist in der Baubranche besonders problematisch. Sie führt zum umfassenden Abriss von Bestandsbauten, die neuen, vorgeblich besseren Gebäuden Platz machen müssen. Derzeit stehen eine ganze Reihe moderner Großstrukturen der Nachkriegszeit, die einst die Aufbruchsstimmung einer Generation versinnbildlichten, zur Disposition. Gerade aus ökologischer Sicht ist das Prinzip „Abriss und Neubau“ heute in vielen Fällen nicht mehr zielführend. Denn es geht einher mit einer immensen Verschwendung von Energie und Baumaterialien wie Beton und Stahl, welche nur in begrenztem Umfang recyclingfähig sind.
Inzwischen findet jedoch ein Umdenken statt. Gebäude werden durch architektonische Interventionen für die Ansprüche der Gegenwart saniert, renoviert und erweitert. Es entsteht eine neue „Sorge um den Bestand“: Urban Mining, also die Nutzung der vorhandenen Bausubstanz in der Stadt als Rohstoff für Neubauten, steht inzwischen hoch im Kurs. Nicht zuletzt hat die Europäische Kommission im Herbst 2020 die „Renovierungswelle“ als Teil des Green Deal vorgestellt. Sie sieht den massiven Ausbau der energetischen Instandsetzung von öffentlichen wie privaten Gebäuden vor.
Die Weiterverwendung bestehender Strukturen ist keine Nische mehr, sondern ein global zu beobachtendes Phänomen. Das zeigen auch die Auszeichnungen bei den ICONIC AWARDS: INNOVATIVE ARCHITECTURE 2021. Das chinesische Moguang Studio hat in Beizhuang eine ehemalige Textilfabrik in einen Ort für Jugendliche transformiert. Indoor-Spielplätze, Lernräume, Familien-Unterkünfte und ein Restaurant sind mit zeitgenössischen Einbauten in die historische Substanz integriert. Detale Architecture and Engineering haben im griechischen Ort Kardamyli ein Bauernhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts restauriert, die Erweiterung in COR-TEN-Stahl setzt sich bewusst vom Bestand ab. Adamas Architect Ateliers ging beim Projekt Ogumo Casa Kyoto Machiya Guesthouse in Kyoto besonders behutsam vor. Alle Bauteile des historischen Holzhauses konnten repariert und so ein Ort kultureller und spiritueller Traditionen bewahrt werden. Im türkischen Urla, Izmir bauten ONZ Architects für ein Energieunternehmen eine verlassene Seifenfabrik in ein Forschungslabor um. Und GMS Architekten revitalisierten die Hauptstelle der Sparkasse im baden-württembergischen Singen durch eine Neugestaltung der Fassaden nicht nur für die dort arbeitenden Menschen, sondern zugleich für den urbanen Kontext – die neue Erscheinung nimmt nun stimmig Bezug auf die heterogene Architektur der Umgebung.
Die ICONIC AWARDS: Innovative Architecture prämieren architektonische Highlights und machen Branchentrends sichtbar. 2021 wurden einige herausragende Beispiele für Urban Mining und adaptive Wiederverwendung ausgezeichnet:
Die ICONIC AWARDS 2022: Innovative Architecture
Die ICONIC AWARDS 2022: Innovative Architecture zeichnen die besten internationalen Leistungen und Kommunikationskonzepte in Architektur, Produkt- und Interior-Design aus.
Eingeladen sind Architektinnen und Architekten, Interior-Designerinnen und -Designer, aber auch die Immobilienbranche und die gestaltenden und produzierenden Industrien. Zeigen Sie, dass Sie mit Ihren Projekten und Produkten zu den Trendsettern Ihrer Branche gehören! Bis 3. Juni können Architekt/innen, Ingenieur/innen, Fachplaner/innen, Agenturen und Designbüros, Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft sowie Hersteller/innen der gestaltenden und produzierenden Industrie ihre Projekte einreichen. Bis zum 08. April profitieren Sie vom Early-Bird-Tarif!
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